10.01.2024 4 Talskilifte und ein paar gute Gründe, warum sich hier jeder Skitag lohnt

Hoch über Höfen thront mit der Bergwelt Hahnenkamm das Vorzeige-Skigebiet und eines der vier absoluten Highlights der Naturparkregion Reutte. Der durchschnittliche Einheimische stürzt sich hier bereits ab einem Alter von 3 Jahren von der Bergstation der Höfener Alm Bahn auf über 1.880 m durch das Kanonenrohr und über den Schüttler die knapp 4 Kilometer lange Hauptabfahrt hinunter bis ins Tal.

Da jedoch einige Pistenabschnitte speziell ungeübten Skifahrern Probleme bereiten können, werden zur optimalen Vorbereitung die ersten Schwünge meist an einem der Talskilifte der Region geübt. Diese glänzen durch familienfreundliche Pistenkilometer und sind ideal, um die ersten Schwünge im Skilauf zu machen. Genau deshalb sind sie auch ein wichtiger Faktor für das abwechslungsreiche Pistenangebot in der Region.

Einige dieser „Mikroskiarenen“ sind leider aus verschiedenen Gründen über die Jahre von der winterlichen Landkarte der Naturparkregion Reutte verschwunden. So wurden beispielsweise der Sonnenlift in Wängle, der Langtennenlift in Lechaschau oder zuletzt auch der im Volksmund liebevoll als „Todeslift“ bezeichnete Sintenbichllift in Breitenwang geschlossen und haben mittlerweile nur noch Legendenstatus. Oft lagen die Gründe in unzureichender Schneesicherheit und der damit einhergehenden Unwirtschaftlichkeit.

 

Glücklicherweise gibt es aber noch vier facettenreiche Talskilifte, von denen jeder seine besonderen Eigenarten hat. Genau auf diese wollen wir hier nun den Blick richten. Also ab auf die zwei Bretter, die die Welt bedeuten, und Ski Heil!


Die Wiege des alpinen Skilaufs in der Naturparkregion Reutte: Der Waldrastlift in Ehenbichl

Der Urvater aller Lifte in der Region ist – wer hätte es geahnt – der Waldrastlift!

 

Mit nur knapp einem halben Pistenkilometer und einem Höhenunterschied von weniger als 130 Metern ist er der kleinste Lift der Region und zudem der einzige rechtsseitig des Lechs.

 

Dennoch wurde laut Bericht der Außerferner Nachrichten vom 3. März 1951 „das Reuttener Skiparadies am Schlossberghang Wirklichkeit“ - noch lange bevor die erste Gondel auf den Hahnenkamm fuhr.

Die Frühjahrssonne blendet ab und zu goldenes Licht auf diesen Fleck verzauberter Winterlandschaft, wo nun zwischen Berg- und Talstation die Skifahrer mit angeschnallten Skiern durch die Lüfte segeln, um sich dann im guten Schnee des Schlossberghanges zu verlieren oder plötzlich in rasender Schussfahrt neben dem netten Haus der Talstation aufzutauchen, damit sie erneut emporgetragen werden“
...schreibt der merklich begeisterte Redakteur.

Aber Moment! „Mit angeschnallten Skiern durch die Lüfte segeln“? „Damit sie erneut emporgetragen werden“? Das klingt irgendwie nicht nach dem Schlepplift bei der Waldrast! Sollte etwa an den Gerüchten, dass hier einst ein Sessellift den Hang hinauf führte, etwas dran sein?

In der Tat – genau so war es! Was wie eine kühne Zukunftsvision gegenwärtiger Seilbahner klingt, wurde nämlich vor über 70 Jahren bereits vom Kaufmann Josef Thummer in die Tat umgesetzt. Die eigentlichen Pläne gingen aber weit darüber hinaus: „Wir denken daran, den Lift im Laufe des Sommers bis auf den Schlossberg zu den alten Mauern zu verlängern, damit wird der Talkessel von Reutte einen neuen begehrten Anziehungspunkt erhalten“, wird der Visionär Thummer zitiert. Ein Vorhaben, das zwar nie umgesetzt wurde, sich aber wohl auch auf die Erschließung des Hahnenkamms auswirkte:

Jedenfalls ist mit diesem Sessellift der erste und entscheidende Schritt getan worden, so dass man die Hoffnung haben kann, dass auch vielleicht die Hahnenkammbahn durch rührige Privatinitiative verwirklicht werden wird.
... so Kaufmann & Visionär Josef Thummer

Über die Jahre wechselte der Waldrastlift mehrfach den Besitzer, und alle paar Jahre wieder gab es Diskussionen über den Weiterbestand. Auf das „Bangen um den Waldrastlift“ folgte aber immer wieder die Feier der „Auferstehung der Waldrast“.

 

Heute gehört der Lift zu 100 % dem Tourismusverband Naturparkregion Reutte. Betrieben wird die 2-SL-Anlage der Firma Doppelmayr von der Gemeinde Ehenbichl. In den letzten Jahren ist der Lift und das Gelände rundherum wahrlich aufgeblüht. Die Waldrast bildet den Schnittpunkt vieler Langlaufloipen und auch der Biathlon-Verein hat hier eine Heimat gefunden.


Das sonnenverwöhnte All-in-One-Familienskigebiet: Der Schollenwiesenlift in Höfen

Der Schollenwiesenlift liegt am Fuße des Hahnenkamms und ist vor allem mit Sonnenreichtum gesegnet. Man könnte fast behaupten, dass sich der Schnee, die Sonne und die Skifahrer nirgendwo in der Region näherkommen als hier.

 

Im Jahr 1967 eröffnet, nutzen den „Scholli“ vor allem Anfänger und ungeübte Skifahrer, denn für diese bietet er nahezu ideale Voraussetzungen. Auch Kleinstkinder kommen hier aufgrund des Kinderübungsliftes voll auf ihre Kosten. Eine moderne Beschneiungsanlage im unteren Bereich sorgt sogar im Frühjahr für ausreichend Schneesicherheit.

Auf den knapp 1,6 Pistenkilometern können allerdings auch geübtere Skifahrer Spaß haben und überwinden dabei rund 150 Höhenmeter. Der Schollenwiesenlift wird zwar als Teil des Hahnenkamm-Skigebietes gesehen, verfügt aber über keine direkte Pisten- oder Liftanbindung.

Die Anlage wurde zuletzt jahrelang von der Skilifte-Pionierfamilie Schretter betrieben, ist aber vor einigen Jahren bereits zu 100 % in das Eigentum der Gemeinde Höfen übergegangen. Betrieben wird der Schollenwiesenlift vom Tourismusverband Naturparkregion Reutte.

 

Im Schollenstüberl bei der Talstation können sogar Rodeln für die 300 m lange, präparierte Rodelbahn am Pistenrand ausgeliehen werden. Am Schollenwiesenlift ist also nicht nur für Ski-, sondern auch für Rodelspaß bestens gesorgt.


Das „Höhenskigebiet“ unter den hiesigen Talskiliften: Der Schilift Konradshüttle in Vils

Im Gegensatz zum Schollenwiesenlift ist das Konradshüttle in Vils nicht gerade mit übermäßiger Sonneneinstrahlung gesegnet und liegt zumeist im Schatten, was sich allerdings positiv auf die Schneesicherheit auswirkt. Der Lift weist darüber hinaus einige weitere Besonderheiten auf und kann getrost als Geburtsstätte zukünftiger Weltcupläufer bezeichnet werden...

 

Schon die Anfahrt stellte in der Vergangenheit oft ein eigenes Abenteuer dar. Bei starkem Neuschnee war sie manchmal nur mit durchdrehenden Reifen oder gar mit Schneeketten zu bewältigen.

 

Der am Rücken des Vilser Kegels eingebettete Lift liegt höher als alle anderen (Bergstation über 1100 Meter), hat mit rund 840 Metern den längsten Schlepplift – welcher zudem eine Zwirbelkurve aufweist – und bietet etwa 1,75 Pistenkilometer.

 

Von der Bergstation aus öffnen sich erstklassige Panoramablicke auf Pinswang, Musau und den Säuling.

Begonnen hat in Vils alles um das Jahr 1978 mit einem selbstgebauten Traktorlift, der sich dann zum Schlepplift weiterentwickelte. Die heutige 2-SL Anlage der Firma Doppelmayr wird von der Firma Schretter & Cie betrieben und befindet sich auch in deren Besitz.

 

Das „Konradshüttle“ hat sich über die Jahre zu einem beliebten Treffpunkt für Familien mit Kindern, aber auch für geübte Fahrer entwickelt. Der untere Teil der Pisten ist etwas flacher und daher ideal für Kleinkinder geeignet, während der Abschnitt oberhalb der Liftkurve etwas steiler ist und kleine Tücken wie die „Kamelbuckel“ aufweist (Hier haben wohl unzählige übermütig fahrende Kinder aus der Region schon mindestens einmal ihre Skier aufgesammelt).

Neben den „Hobby-Skifahrern“ erfreut sich der Lift auch bei vielen Ski-Clubs sowohl für Trainingseinheiten als auch für Wettbewerbe großer Beliebtheit. Dass das Training in Vils Früchte trägt, zeigt sich an den Beispielen der beiden Weltcupläufer Konrad Walk und Dietmar Köhlbichler.

 

Konrad Walk erlangte 1988 den Europacup-Gesamtsieg im Riesentorlauf und kann auf einige Top-10-Platzierungen im Weltcup sowie bei den Alpinen Skiweltmeisterschaften 1991 zurückblicken. Dietmar Köhlbichler erreichte am 18. Januar 1987 beim Weltcupslalom am Lauberhorn in Wengen den zweiten Platz und zeigte dabei den Weltstars Alberto Tomba und Ingemar Stenmark - zwei der vier erfolgreichsten Skirennläufer der Geschichte - deutlich ihre Grenzen auf. 

Dass sich Walk und Köhlbichler die für diese unglaublichen Erfolge nötigen Skills mit dem Schiclub Vils beim Training am Konradshüttle angeeignet haben, ist in Expertenkreisen zumindest unwidersprochen.


Der Sieger der Herzen: Der Moosberglift in Weißenbach

Obwohl es sich bei dieser Auflistung keineswegs um ein Ranking handelt und dies aufgrund der unterschiedlichen Gegebenheiten auch gar nicht möglich wäre, gibt es doch einen „Sieger der Herzen“. Der Grund dafür ist einfach.

 

Der am Ortsrand von Weißenbach gelegene Moosberglift, 1972 errichtet, ist mit einer netten und abwechslungsreichen Piste gesegnet. Mit einer Kapazität von ca. 1200 Personen pro Stunde weist er die höchste Förderleistung und mit über 190 Metern den größten Höhenunterschied aller genannten Tallifte in der Region auf. Zum Sieger der Herzen wird er aber aus einem anderen Grund:

Nachdem die Anlage 2010 kurz vor dem Aus stand und dem Abriss geweiht schien, wurde in letzter Minute der „Verein zur Erhaltung des Moosberglifts Weißenbach“ gegründet. Dank zahlreicher Sponsoren, Förderungen durch die Gemeinde Weißenbach und insbesondere dem großen Engagement, Herzblut und den unzähligen ehrenamtlichen Stunden des Vereins konnte der Lift gerettet werden.

 

Für diesen außergewöhnlichen und nicht selbstverständlichen Einsatz gebührt allen Beteiligten großer Dank! Denn die kleinen Talskilifte, ob in Ehenbichl, Höfen, Vils, Weißenbach oder sonstwo in Tirol, bieten sowohl der ansässigen Jugend als auch Urlaubsgästen einen immensen Mehrwert und sollten, wenn möglich, unbedingt erhalten bleiben.


Fazit

Die vier aktiven Talskilifte der Naturparkregion Reutte sind nicht nur ein Symbol für wintersportliche Vielfalt, sondern auch Zeugen einer tief verwurzelten Skitradition. Jeder Lift, mit seinen individuellen Charakteristika und seiner einzigartigen Geschichte, trägt auf seine Weise zum Charme und zur Anziehungskraft der Region bei.

 

  • Der Waldrastlift, der historische Pionier, verbindet nostalgisches Flair mit modernem Wintersport
  • Der Schollenwiesenlift, ein Sonnenparadies, bietet ideale Bedingungen für Anfänger und Kinder
  • Der Schilift Konradshüttle, die Brutstätte der Weltcupläufer, fordert mit seiner abwechslungsreichen Piste Anfänger und erfahrene Skifahrer gleichermaßen
  • Und der Moosberglift, der Sieger der Herzen, ist ein lebendiges Beispiel dafür, wie lokale Gemeinschaft und Hingabe den Wintersport am Leben erhalten können.

 

Jeder dieser Lifte hat seine eigene Geschichte zu erzählen und bietet unvergessliche Erlebnisse – von den ersten zaghaften Schwüngen eines Kindes bis hin zu den trainierten Abfahrten zukünftiger Weltcup-Stars. Sie sind das Herz der Region und eine Fundgrube für Erinnerungen, die Generationen von Skifahrern prägen.

Ein Aufenthalt in der Naturparkregion Reutte, ob als Einheimischer oder als Gast, ist nicht komplett ohne einen Skitag an einem dieser malerischen Orte. Sie bieten nicht nur sportliche Herausforderungen, sondern auch die Möglichkeit, in die lokale Kultur und Geschichte einzutauchen. Sie sind lebendige Orte der Begegnung, an denen sich die Freude am Wintersport in seiner reinsten Form manifestiert.

 

So steht ein Skitag an einem dieser vier Talskilifte nicht nur für sportlichen Genuss, sondern auch für ein Stück lebendige Tiroler Geschichte und Tradition. Ein Besuch jedes einzelnen dieser Lifte ist mehr als nur ein Skitag – es ist ein Eintauchen in die Seele der Naturparkregion Reutte.


Aktuelle Informationen Live-Status und Öffnungszeiten

Detailierte Informationen zu den Liften samt Kontaktdaten, Öffnungszeiten und aktuellem Live-Status sind u.a. in der interaktiven Karte unter maps.reutte.com ersichtlich.

Verfasst von: HP Oberhollenzer